Bücher über Pilze & Pilzesammeln
Pilze sind die leisen Lehrer des Waldes.
Sie wachsen nicht, um zu glänzen, sondern um zu verbinden.
Unsichtbar unter der Erde knüpfen sie Netze, teilen Nahrung, tragen Leben weiter.
Sie lehren Geduld:
Ein Pilz eilt nicht, und doch kommt er zur rechten Zeit.
Sie lehren Bescheidenheit:
Was unscheinbar wirkt, kann lebenswichtig sein.
Sie lehren Wandel:
Aus dem Verfall entsteht Fruchtbarkeit, aus dem Ende ein Anfang.
Wer Pilze betrachtet, lernt:
Nicht alles, was nährt, ist sichtbar.
Nicht alles, was stark ist, ist hart.
Und Wachstum geschieht oft im Dunkeln.
Der Tod lacht aus dem Körbchen: Eine Pilz-Glosse
Es ist Herbst. Die Zeit, in der sich der zivilisierte Städter plötzlich an seine steinzeitlichen Wurzeln erinnert und – bewaffnet mit einem Weidenkörbchen und dem gefährlichen Halbwissen einer 4,99-Euro-Bestimmungs-App – in den Wald stürmt. „Schatz, schau mal! Ein Prachtexemplar!“ ruft er dann, während er vornübergebeugt im feuchten Moos wühlt, als gäbe es dort Goldbarren statt Sporen.
Doch Vorsicht: Wer selbstgepflückte Pilze genießt, betreibt kulinarisches Russisch Roulette. Nur dass die Pistole hier nach Waldmeister riecht und Lamellen hat.
Das Auge isst mit – meistens nur einmal
Das Problem an Pilzen ist ihr mangelnder Sinn für Corporate Identity. Während man im Supermarkt eine Banane zweifelsfrei von einer Salatgurke unterscheiden kann, scheint die Natur im Wald eine Vorliebe für fiese Kostümpartys zu haben. Da gibt es den Perlpilz, der wunderbar nussig schmeckt – und seinen bösen Zwilling, den Pantherpilz, der dich so schnell ins Jenseits befördert, dass du nicht mal mehr „Dankeschön“ für die Henkersmahlzeit sagen kannst.
Und dann ist da noch der Grüne Knollenblätterpilz. Er sieht so unschuldig aus, fast schon elegant, wie das Bio-Gemüse aus dem Feinkostladen. Er schmeckt laut Berichten Überlebender (die meistens eine neue Leber brauchten) sogar ganz ausgezeichnet. Das ist die ultimative Ironie der Evolution: Die tödlichsten Dinge im Wald sind oft die, die am wenigsten nach „Gefahr“ schreien.
Die App, die den Notarzt ruft
Verlassen wir uns also auf die Technik. Die Pilz-App verspricht Sicherheit: Foto machen, Algorithmus drüberlaufen lassen, Pfanne heiß machen. Dass die künstliche Intelligenz zwischen einem Steinpilz und einem giftigen Gallenröhrling manchmal so sicher unterscheidet wie ein Maulwurf zwischen einem Porsche und einer Schubkarre, verschweigt das Kleingedruckte.
Wer beim Pilzsammeln auf sein Smartphone starrt, merkt oft erst im Krankenhaus, dass „90% Übereinstimmung“ bei einem Giftpilz eben doch 100% Organversagen bedeuten können.
Die „Experten“ am Stammtisch
Dann wären da noch die alten Volksweisheiten, die hartnäckiger sind als Schimmel im Keller:
„Wenn Schnecken dran gefressen haben, ist er ungiftig.“ (Falsch! Schnecken haben eine Leber aus Stahl und lachen über Gifte, die uns auflösen.)
„Silberlöffel laufen schwarz an, wenn sie mit Giftpilzen gekocht werden.“ (Klar, und wenn man bei Vollmond rückwärts tanzt, wird aus dem Fliegenpilz eine Champignonsuppe.)
Fazit: Nervenkitzel auf dem Teller
Warum also sollte man selbstgepflückte Pilze mit Vorsicht genießen? Weil der Grat zwischen „Gourmet-Abend“ und „Intensivstation“ im Wald schmaler ist als ein Myzel-Faden.
Wer wirklich Lust auf Pilze hat, aber sein Testament noch nicht geschrieben hat, dem sei ein Besuch im Supermarkt empfohlen. Die dortigen Champignons sind zwar sterbenslangweilig, aber sie haben einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen dich am nächsten Morgen wieder aufwachen.
Beliebte Speisepilze und ihre gefährlichen GegenspielerSpeisepilzGiftiger/Ungenießbarer DoppelgängerWorauf du achten musstSteinpilzGallenröhrlingDer Steinpilz hat ein helles, feines Netz am Stiel; der Gallenröhrling ein grobes, dunkles. Tipp: Ein winziges Stückchen probieren – der Gallenröhrling ist extrem bitter.PfifferlingFalscher PfifferlingEchte Pfifferlinge haben Leisten (fest mit dem Fleisch verwachsen); der Falsche hat echte Lamellen, die man wegschieben kann. Er verursacht oft Magenprobleme.ChampignonKnollenblätterpilzLebensgefahr! Wald-Champignons haben rosa bis braune Lamellen. Der Knollenblätterpilz hat immer rein weiße Lamellen und eine Knolle an der Stielbasis.ParasolGarten-RiesenschirmlingBeim echten Parasol lässt sich der Ring am Stiel leicht verschieben. Der giftige Garten-Doppelgänger rötet im Fleisch sehr stark und wächst oft auf Komposthaufen.MaronenröhrlingSatansröhrlingMaronen bläuen bei Druck leicht. Vorsicht bei Röhrlingen mit auffällig rotem Stiel oder roten Poren – das deutet oft auf den giftigen Satansröhrling hin.PerlpilzPantherpilzDer Perlpilz rötet an verletzten Stellen (wie eine Perle). Der Pantherpilz bleibt weiß und ist hochgiftig!